Morgentemperatur 9 Grad und es bläst ein kräftiger Wind. Aber die Berge sind klar zu sehen. Also wage ich heute meine Bergtour zu dem Gipfel, der mich schon die ganze Zeit lockt.
Vorsorglich sage ich im Hotel Bescheid, wo ich hin will. Heute ziehe ich die dicke Jacke an, dann laufe ich los.
Den Einstieg zur geplanten Rundtour hatte ich in den vergangenen Tagen schon gefunden. Außerdem zwei Tourenbeschreibungen gelesen und mir zu Hause bereits einen GPS-Track aufs Handy geladen.
Im gut präpariertem Aufstieg teste ich gleich mal, ob der GPS-Track funktioniert. Alles Bestens und so werde ich im Laufe des Tages immer entspannter.
Zum Gipfel des Hausberges von Kemer geht es gut bergauf. Unterwegs prima Aussichtspunkt mit Tiefblick auf die unter mir liegende Küste. Der Weg ist typisch südländisch markiert, bereitet mir mit entsprechender Erfahrung überhaupt keine Probleme. Bisher nutze ich das Handy nur, um mir meine Orientierung zu bestätigen. Fast oben begrüßen mich drei Hunde und begleiten mich auf dem letzten Stück. Der erste Sendemast ist erreicht, gleich bin ich oben.
Wegzeit ca. 1 Stunde. Am Gipfel pfeift mir der Wind um die Ohren. Aber die Aussicht ist fantastisch: unter mir dir Küste von Kemer, in der Ferne die Küste von Antalya. Rechterhand die Küste von Kiris und dahinter die schneebedeckten hohen Berge des Taurusgebirges mit dem Olympos-Gipfel. Ich genieße diese Aussicht, auch wenn mich der Wind fast wegweht.
Da der GPS-Track sich im Aufstieg bewährt hat, wage ich den größeren Rundweg (andernfalls wäre ich auf dem gleichen Weg zurück gegangen).
Auch der weitere Weg ist zunächst problemlos zu finden. Bei der Ansammlung von Steinmännchen muss ich an die Victoria-Tour mit Folke denken. Es geht gut durch den Wald über den Bergrücken, mal bergauf, mal bergab. Den markierten Abzweig nach Kiris lasse ich rechts liegen.
Kurz steige ich ein ausgetrocknetes Bachbett hinab. Halt, da habe ich doch was gelesen. Upps, gerade noch rechtzeitig gemerkt, dass ich falsch bin. Mein GPS-Track lotst mich ca. 5 Meter zurück und oberhalb über Felsen zum richtigen Weg.
Dann geht's wieder easy voran. Im Wald ist der Wind kaum zu spüren; die leichte Jacke kommt in den Rucksack. Die Sonne verwöhnt mich.
Danach heißt es nochmal aufpassen, denn zum Endpunkt der Tour muss ich nach rechts vom Hauptweg abbiegen. Hier kommt mir ein ganzer Trupp Männer (Bergwachtler, Vermessungsleute, Forstleute?) entgegen, die offensichtlich den gleichen Abzweig von der anderen Seite kommend suchen. Wir begrüßen uns herzlich, schauen auf meinen GPS-Track und finden gemeinsam den schmalen, mit Steinmännchen markierten Pfad. Nur noch ein kurzes Stück, dann erreichen wir den markanten Felsgipfel. Klar stürmen die Männer gleich dort hoch. Ich werde heran gewunken, ihren Gipfelsturm per Foto festzuhalten.
Ich mache erst mal Rast und leere meine Brotbüchse. Die Männer ziehen weiter / jetzt habe ich den Felsengipfel für mich. Wow, ist das schön hier: tief unten das blaue Meer, gegenüber eine mächtige Felsenwand, links davon wieder die schneebedeckte Spitze des Tahtali/Olympos. Diese Rast fällt etwas länger aus. Bilder bringe ich mit.
Dann nehme ich das letzte Wegstück in Angriff. Problemlos geht es, jetzt schon mit Blick auf die Küste von Kemer, immer leicht bergab, bis mir ein Zaun den Weg versperrt.
Ein großer Teil des Hanges ist abgesperrt. Schilder weisen darauf hin, dass man hier nicht weiter kann (Videoüberwachung). Da hilft auch kein GPS-Track, nur ein wacher Blick. Und der zeigt mir den Aufstieg steil am Zaun entlang hoch und dahinter entlang Richtung Kemer. Okay, auf diese Kraxeleinlage hätte ich gern verzichtet.
Zum Glück bereitet der weitere Weg keine Schwierigkeiten mehr. Bald ist meine letzte Abstiegsroute erreicht, die mich zum Ausgangspunkt der Tour bringt. In wenigen Schritten bin ich im Hotel, wo ich mich wohlbehalten zurück melde. Was für ein herrlicher Rundweg!!!
Nach dieser Tour darf ich mir noch was Gutes gönnen: ich frage an der Rezeption, wo ich ein Hamam finde. Gleich erhalte ich das Angebot eines Hamam-Paketpreises mit Abholung am Hotel und Zurück-Bringen hinterher. Na, das gefällt mir, denn gelaufen bin ich heute schon genug.
Die Abholung lässt erst mal auf sich warten und ich muss nochmal nachfragen. Da hat doch der Fahrer das falsche Hotel angefahren. Aber dann läuft alles wie am Schnürchen.
Was für eine perfekte Verwöhn-Runde nach dieser Wanderung! Auch die Rückfahrt ins Hotel (bin ich King-Protz?) klappt perfekt.
Jetzt habe ich nur noch Abendbrot-Hunger. Sonnenterrasse bei dem Wind wird heute nichts, aber drinnen sitzen passt. Hat da das Drängel-Kätzchen schon wieder die Vorderpfötchen auf dem Tisch? Heute wird nicht lange gefackelt!