Sonnenschein am Morgen, aber bedeckter Himmel. Ich drücke ganz fest die Daumen für schönes Bergwetter, denn heute will ich in die Inselmitte.
Während der Fahrt hinauf reißt die Wolkendecke auf. Weiter oben queren Wolkenfetzen die Straße. Aber Oscar, mit dem ich wieder unterwegs bin, verspricht gutes Wanderwetter. Unter den Wolken entdecken wir kurz Funchal. Da sind wir schon fast oben. Als wir den Minibus verlassen bläst ein kühler Wind, aber die Sonne scheint. Ein kurzer Aufstieg und der Pico Arieiro (1818 m) ist geschafft. Wow, was für eine gewaltige Bergkulisse ringsum!!! Bilder, Bilder, Bilder!!! Folgen später - freut euch drauf.
In dieser gewaltigen, wild zerklüfteten Felsenwelt unterwegs zu sein ist einfach nur genial. Der auf einem Bergrücken verlaufende Pfad ist gut zu gehen. Die Augen können sich gar nicht satt sehen. Eine Aussichtskanzel lockt erneut, viele Bilder zu knipsen. Der weitere Weg geht mal hoch, mal runter, gewaltige Berge rundum. Dann kommt der erste Tunnel, aber wir haben ja Taschenlampen dabei. Es geht zunächst gut hinunter, dann folgt der Weg meist der Bergflanke, wobei weitere Tunnel zu durchqueren sind. Hinter jedem Tunnel ein neuer, veränderter Blick auf diese wunderbare Bergwelt. Auch wenn man immer gut auf den Weg achten muss, so macht diese Tour riesigen Spaß! Einfach ist sie definitiv nicht.
Bis jetzt ging es eben oder bergab - ich ahne, dass wir zum nächsten Gipfel gut hoch steigen müssen. Oscar macht auf geraden Stücken Tempo. Bis jetzt laufen wir meist im Schatten. Die Jacken sind längst im Rucksack verstaut. Die Sonnenbrille sollte ich besser vor dem Tunnel absetzen :-)
Bald sehe ich, dass es Sinn macht, zügig auszuschreiten, denn die Aufstiegsroute rückt zunehmend in die Sonne. Und damit wird es wärmer. Ist echt gut, wenn ich mit Bergführer unterwegs bin.
Der Aufstieg bis zum Sattel hat es in sich: steile Leitern, steile Stufen. Das zehrt an den Kräften!!!
Im Sattel tut eine Trinkpause gut. Dann geht's zwar weiter gut bergan, aber das steilste Stück ist geschafft. Der Gipfelanstieg zieht sich in die Länge. Es geht vorbei an vielen knorrigen Bäumen. Ich liebe Serpentinen in den Bergen! Noch ein letztes Stück bis zur Weggabelung mit dem Schild, an dem sich unsere kleine Gruppe sammelt.
Nun steht uns frei: noch 500 m hinauf zum Gipfel oder hier pausieren. Ich gebe ja ehrlich zu, dass ich schon ganz schön Kraft gelassen habe, aber der Gipfel reizt. Also mobilisiere ich die letzten Reserven und klettere weiter hinauf. Ist das ein Gipfelerlebnis, wenn man dann oben auf dem Pico Ruivo (1862m) steht und ohne Wolken den Blick auf die Nordküste genießen kann. Bis zur Ponta Sao Lourenco kann ich schauen und auch die vorgelagerten Inseln sind heute klar zu sehen. Der Blick Richtung Inselmitte verschwindet in einem faszinierenden Wolkenmeer. Ich mache jetzt Gipfelrast, beobachte die winzigen Buchfinken und lasse den Blick schweifen. Dann heißt es wieder zurück bis zu Weggabelung steigen. Im weiteren Abstieg wählen wir eine andere Route. Es geht auf einem herrlichen Panoramaweg hinab zur Achada do Teixeira, wo sich auf 1580 m ein Parkplatz befindet. Dort erwartet uns der Minibus.
War das eine wunderbare, gewaltige Bergtour!!! Das Wetter hat prima mitgespielt.
Wir fahren nun auf einer schmalen, kurvenreichen Bergstraße hinunter nach Santana. Dort schmeckt mir heute der Kaffee nochmal so gut.
Die Rückfahrt führt wieder durch den langen Tunnel, den ich jetzt schon kenne.
Im Hotel war bei einer erfrischenden Dusche erstmal Erholung angesagt. Mein leckeres Abendbrot, zu dem ich nachher noch aufbreche, habe ich mir heute wirklich verdient.