Heute gibt's die Wünsch-Dir-Was-Tour, denn ich bin mit Folke verabredet. Und dafür habe ich mir natürlich eine schöne Kraxeltour ins Tramuntana-Gebirge ausgesucht.
Der Morgen ist leider verregnet. Also heißt es zunächst Geduld haben und auf besseres Wetter hoffen. Also gönnen wir uns auf der Fahrt hoch in die Berge einen gemeinsamen Morgenkaffee in Soller. Dann tasten wir uns langsam ans Gebirge ran.
Als wir den Cuber-Stausee erreichen, hat der Regen fast aufgehört und erste blaue Wolkenlücken versprechen besseres Wetter. Allerdings bläst der Wind kräftig. Der Puig Major trägt noch eine Wolkenkappe.
Wir laufen los entlang des Stausees in Richtung Pass Coll de l'Ofre. Das Stück kenne ich schon von diversen anderen Touren. Damit wir im Aufstieg den Wind von hinten haben, pirschen wir uns also von hinten an die hohen Berge heran.
Am Pass laufen wir natürlich erst mal ein kleines Stück weiter, um den Tiefblick nach Soller zu genießen. Über uns sind zwei Geier auszumachen; genial, wie die hier ihre Kreise ziehen!
Da ich den ersten der drei Tausender, den l'Ofre (1039m) schon kenne, mag ich ihn mir heute ersparen. So habe ich mehr Kraft für die anderen zwei. Wir laufen also links am l'Ofre vorbei und steigen dann zum Pass Coll des Cards hinauf. Da ein Steinschlag Felsen abgebrochen und einen Baum mitgenommen hat, müssen wir im Aufstieg gut aufpassen. Am Pass beginnt dann eine prima Kletterei durch eine Steinwüste. Jetzt können wir aber schon in Richtung Alaro schauen. Herrlich, wie weit die Sicht von hier oben ist. Erst mal stehen bleiben und Fernsicht genießen. Mallorca liegt uns zu Füßen.
Der Wind bläst kräftig, schiebt dafür aber die Wolken weg. Nur kurz unterm Gipfel kommt kurz noch eine kleine Husche, die wir einfach unter einem schützenden Baum abwarten. Die Fernblicke sind genial, die Knipse hat gut zu tun. Nieselschwaden ziehen am Berghang hinauf und lösen sich auf.
Als die Husche vorbei ist, steigen wir weiter hinauf und haben bald den ersten Tausender des Tages geschafft: na Franquesa (1067m).
Bilder knipsen, Aussicht genießen und nicht wegwehen lassen :-)
Lange halten wir uns nicht auf, denn im Windschatten lässt es sich besser hinab steigen. Schöne Kletterei von Stein zu Stein; nur die Steinmännchen weisen den Weg. Hier möchte ich nicht allein unterwegs sein.
Es geht gut bergab zum Pass Coll des Gats, um dann wieder bergauf zu klettern. In der Ferne ist schon der nächste Gipfel zu sehen. Ich komme mir langsam wie eine Bergziege vor. Kraxel, kraxel, kraxel und dann haben wir den zweiten Tausender des Tages geschafft: sa Rateta (1113m).
Was für eine Aussicht! Links der Cuber-Stausee, dahinter der Stausee Gorg Blau. Der Puig Major trägt weiter eine Wolkenkappe. Auf der anderen Seite liegt uns die ganze Insel zu Füßen: ich sehe im Norden die Bucht von Alcudia und den Ferrutx, dann die Massanella, vor uns die zwei mächtigen Tafelberge, rechterhand die anderen zwei Tausender. Und hinter den Tafelbergen ist sogar die Kathedrale von Palma zu sehen. Wunderschön, diese Kletterei hat sich gelohnt!!!
Nachdem die Knipse wieder fleißig war, geht's an den Abstieg: von Steinmännchen zu Steinmännchen.
Wir kommen an tiefen Schneehöhlen vorbei. In einer ist sogar noch ein kleiner Rest Schnee zu sehen. Die alte Hütte besteht nur noch aus Mauerresten. Der Weg, der mal für den Schneetransport genutzt wurde, lässt sich etwas leichter laufen. Aufpassen ist aber weiter angesagt. Es geht lange und weit hinunter.
Im Abstieg bekommen wir Besuch von Einheimischen: wir beobachten eine ganze Gruppe von wilden Bergziegen. Sie lassen sich durch uns nicht stören. Im Gegenteil. Es sind etliche Jungtiere dabei, die neugierig näher kommen. Einfach stehen bleiben, Bilder knipsen und die übermütigen, süßen Kleinen beobachten. Na, das ist doch eine nette Begegnung.
Weiter geht's hinab und wir lassen die Tiere in ihrer Welt zurück. Nicht mehr weit und wir erreichen einen breiteren Weg. Den kenne ich doch: wir sind am Weg mit der Wasserleitung, den ich von der Tunneltour Tossals Verds kenne. Jetzt nur noch ein kurzer Aufstieg und wir sind an der Staumauer vom Cuber-Stausee. Am Stausee entlang laufen wir bequem zurück zum Auto. Gelegentlich setzt der Puig Major jetzt die Wolkenkappe ab. Oben sind noch Schneereste zu sehen.
Und wer wartet am Parkplatz? Na, die Esel, die wissen, dass nachmittags immer die Wanderer eintreffen und so die Chance auf übrig gebliebene Pausenbrote besteht.
Folke checkt noch fix, dass unsere heutige Runde ca. 11 km lang war und wir über 500 Höhenmeter geschafft haben. Klingt gar nicht so gewaltig :-)
Nun bringt uns das Auto über viele Kurven zurück ins Tal. Der Kaffee am Mirador de ses Barques fällt aus, denn heute ist geschlossen. Ein kleiner Abstecher nach Fornalutx darf aber noch sein.
Nach dieser fantastischen Bergtour bin ich wohlbehalten wieder in meiner kleinen Hütte. Und ich werde, so wie gestern Abend, im nahen Restaurant leckeren Fisch essen gehen. Genug Appetit habe ich mir heute geholt.