Mirador de ses Barques

Als ich heute morgen aufwache tröpfelt es aufs Dach meines kleinen Häuschens: es regnet. Okay, damit hatte ich nicht gerechnet. Also mache ich erst mal gemütlich Frühstück und höre mich um, was die verschiedenen Wettermeldungen sagen. Die überwiegende Mehrheit meldet: ab 10 Uhr wird's besser und soll dann trocken bleiben. Das klingt gut.

Zurück im Häuschen zücke ich meine Mappe mit den Busfahrplänen: es ist Sonntag, da fährt nicht viel; aber es gibt um 10 Uhr einen Bus, der mich nach Soller bringt. Das passt, denn von dort gibt es einen Wanderweg hinauf zum Mirador de ses Barques. Von dort bin ich schon mal zur Cala Tuent-Tour los gewandert. Ich habe dieses Mirador in Erinnerung als prima Blick von oben auf Port Soller. Wir sind damals aber mit dem Auto hoch gefahren.

In Soller muss ich mich erst orientieren. Die Richtung stimmt, aber es fehlt der Fußballplatz. Ich hole meine Karte raus, da kommen zwei ältere Herren zu Hilfe. Nachdem ich mein Ziel genannt habe, werde ich turbulent in spanisch oder mallorquin zugetextet. Beide wollen gleichzeitig helfen. Was ich verstehe: zurück und die vierte Straße nach rechts. Ich bedanke mich herzlich und habe bald darauf die richtige Richtung gefunden. Auch die folgenden Wegweiser passen, nachdem ich am Fußballplatz vorbei laufe.

Ausgeschildert ist "sa Capelleta", eine Kapelle an der Aufstiegsroute, und "Tuent". Es geht auf schmalem Pfad immer bergauf. Der steinige Weg schlängelt sich zwischen Olivenhainen hindurch. Ein Schotterweg, der wohl zu den diversen Fincas am Hang in Serpentinen hinauf führt, wird immer wieder gekreuzt. Zügig gewinne ich an Höhe und habe im Aufstieg schöne Blicke ins Tal und auf die Berge im Hintergrund.

Die Markierung ist auch heute perfekt und so erreiche ich die Kapelle, die leider geschlossen ist. Während ich weiter laufe, entdecke ich linkerhand versteckt eine zweite Kapelle. Sie ist wesentlich älter und sieht äußerst reizvoll aus. Also Weg zurück und Eingang in das kleine Gärtchen finden. Prima, die Tür lässt sich öffnen und so stehe ich gleich vor dieser verwunschenen Capelleta. Meine Knipse hat gut zu tun, alle Eindrücke festzuhalten. Der Eingang ist verschlossen, aber es gibt Gucklöcher, die mich lunzen lassen. Ein kleines, verstecktes Wunder!

Aber ich muss mich loseisen, denn es liegt noch ein üppiger Aufstieg vor mir. Weiter oben verlasse ich den schmalen Pfad, passiere ein Tor und quere nun mehrere Olivenhaine. An einem zweiten Tor habe ich den breiten Schotterweg wieder, dem ich nun ein ganzes Stück folge. Da ich jetzt schon weit oben bin, kann ich weit über das Tal und die Berge blicken. Die Sonne verwöhnt mich, vom Aufstieg ist mir warm, die zweite Jacke verschwindet im Rucksack. Fast hätte ich den Wegweiser auf der rechten Seite übersehen, der mich wieder auf einen schmalen Pfad lotst. Aber alles ist gut. Ich kraxel weiter bergauf.

Mein Wanderheft schreibt was von einer Stunde Aufstieg. Wer das schaffen will, muss aber rennen. Ich erreiche nach zwei Stunden das bekannte Mirador. Und so lange habe ich an der Kapelle wirklich nicht pausiert.

Nach diesem langen, anstrengenden Aufstieg habe ich mir eine ausgiebige Rast verdient. Aber erst den sonnenverwöhnten Tiefblick nach Port Soller genießen und Bilder knipsen. Dann lasse ich mir auf der Terrasse mein Radler und das Pa amb Oli schmecken. Hier könnte ich sitzen bleiben.

Okay, ich muss ja wieder runter vom Berg. Aber ich steige erst mal weiter hoch, denn es gibt eine prima Variante (Tipp vom Wanderbüro). Ich laufe den bekannten Weg hinein ins schöne Balitx-Tal. Nach Cala Tuent will ich nicht, aber nach ca. 10 Minuten gibt es einen Abzweig, der mich links hinunter durch den Cami Vell de Balitx in Richtung sa Figuera bringt. Was für eine geniale Route. Ich passiere mehrere Tore und überquere etliche Olivenhaine. Schafe mit ihren Jungtieren liegen im Schatten und beobachten mich, lassen sich aber nicht aufschrecken. Was ich hinauf geklettert bin, muss ich nun wieder runter. Fast durchgängig habe ich den Blick auf die unter mir liegende Küste.

Mal geht es an Fincas vorbei, der Weg schön breit, dann zwingt mich die Markierung auf schmale Pfade entlang von Trockenmauern. Kraxel, kraxel, kraxel.

Erst ziemlich weit unten stoße ich auf die Straße, die mich in weiten Serpentinen durchs Hochtal bergab in Richtung Port Soller bringt. Längst habe ich die Sonnenbrille raus geholt. Die Straße ist im Vergleich zur vorherigen Route öde zu laufen. Sie will kein Ende nehmen. Aber da ich nun nicht mehr auf die Füße achten muss, die von alleine bergab laufen, kann ich jetzt den Blick schweifen lassen. Was für eine reizvolle Landschaft:
unten Zitronen- und Orangenbäume, darüber Trockenmauern mit Olivenhainen, zwischendrin große Landhäuser, dahinter felsige Berghänge. Sonne satt, grüne Wiesen mit Sauerklee, von oben schaut mich ein Esel an. Als ich gegen 15.15 Uhr den Kreisverkehr von Port Soller erreiche, weiß ich, was ich geschafft habe!

In meinem kleinen Häuschen darf ich nun entspannt die Füße hoch legen.

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Diese Seite enthält einen einen einzelnen Eintrag von Hanne vom 4.03.18 18:07.

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