Nach dem leckeren Schwarzen Heilbutt habe ich mir gestern Abend alle zehn Finger geleckt - war der köstlich! Da kommt der Fisch, den ich mir heute in Binz mitgenommen habe, nicht ran.
Heute ist ein Tag mit bis zu 30 Grad angekündigt. Also muss ich meine Tour sorgfältig planen, denn am Strand liegen ist nichts für mich.
Ich nehme also den Bus und fahre nach Binz. Zurück nach der Tour war ab Sellin "Rasender Roland" anvisiert. In Binz schlendere ich erst mal gemütlich die Promenade lang und dann natürlich zur Seebrücke. Dort legt gerade ein Schiff in Richtung Königstuhl ab. Ganz schön viel Trubel hier, aber das Wetter ist eben genial.
Von der Seebrücke habe ich prima Sicht auf die ganze Küstenlinie: Adlernest vom Baumwipfelpfad ist zu sehen, aber auch Mukran, Sassnitz und die Kreidefelsen. Dorthin sind etliche Schiffe unterwegs.
Ich wende mich nun Richtung Innenstadt, denn ich will mir auf meine Wanderung noch ein Fischbrötchen mitnehmen. Das ist hier gar nicht so leicht. Nur ein Stand ist zu finden und der bietet Sylter Fisch. Na, was solls - verhungern will ich unterwegs ja nicht.
Dann folge ich weiter der Promenade, denn ich will ja auf dem Hochufer nach Sellin wandern. Da entdecke ich fast am Ende der Promenade doch noch eine kleine, urige heimische Fischräucherei. Na, da ist doch auch mein Abendbrot gesichert.
Aber jetzt wird gewandert! Eine steile Treppe bringt mich hinauf aufs Hochufer. Hier ist es angenehm, denn schattiger Wald umgibt mich und vom Meer her weht ein kühler Wind. Der Weg führt mal hin zur Abbruchkante, mal weg davon und immer hoch und runter. Das hatte ich doch diesen Urlaub schon einmal. Immer wieder öffnen sich schöne Ausblicke auf Meer und Küstenlinie. Die Kreidefelsen begleiten mich den ganzen Tag.
Nur wenige Leute sind hier unterwegs, teils eingemummelt in Windjacken, teils in kurzen Hosen und Sandalen. Ich brauche keine Jacke, bin aber zufrieden mit langer Wanderhose und soliden Wanderschuhen. Nach ca. der Hälfte der Strecke gönne ich mir eine späte Mittagspause mit Meerblick und lasse mir das Sylter Fischbrötchen schmecken. Frisch gestärkt geht's weiter. Nein, es ist keine leichte Schlumpertour. Der Weg zieht sich. Ein letzter steiler Aufstieg zum Granitzer Ort; jetzt nähere ich mich langsam Sellin.
Von der Waldhalle ist nicht mehr viel übrig, denn der abrutschende Hang hat sie mitgenommen.
Ich mache noch einen kurzen Abstecher zum Schwarzen See, ein Tipp aus meinem Rügenbuch, der goldwert ist. Ist das schön hier! Der von der Sonne beleuchtete See liegt herrlich im Wald, ein kleiner Steg lädt ein, Frösche quaken, Libellen schwirren herum, die Seerosen blühen, eine Ente schwimmt vorbei und lässt sich putzend am Uferrand nieder, Fische tauchen am Steg entlang ... Ich versuche, alles mit der Knipse einzufangen.
Dann muss ich mich losreißen, um das letzte Stück nach Sellin in Angriff zu nehmen. Als ich den Wald verlasse, schlägt mir die Wärme entgegen. Zur Seebrücke die vielen Stufen runter steigen mag ich nicht. Ich biege zum Eisessen ab. Die Pause weckt die Lebensgeister, auch wenn ich mir sagen lassen muss, dass ich zum Bähnle noch ca. 3 km Weg vor mir habe.
Jetzt nehme ich erst mal die vielen Stufen runter zur Seebrücke. Und was passiert dort? Es landet gerade ein Schiff an und ich erfahre, dass ich damit in ca. einer halben Stunde in Göhren sein könnte. Na, das lasse ich mir doch nicht zweimal sagen. Ich schmeiße meine Planung um und kehre per Schiff zurück.
Jetzt habe ich auch noch so viel Kraft, dass ich den zweiten Anlauf starte, um die schönste Aussicht auf Göhren zu besuchen. Die gibt's gratis im Turm vom Hanseatic Hotel. Gestern fand dort eine Hochzeit statt und so kam ich nicht hoch. Heute war ich ganz allein dort oben - scheint noch ein Geheimtipp zu sein :-)
Hat sich aber wirklich gelohnt.