Nein, das war heute wirklich kein Spaziergang. Auch wenn es im Flyer heißt: die Imbros-Schlucht ist relativ leicht zu bewältigen. Immerhin ist sie 8 km lang und von oben nach unten gilt es 600 Höhenmeter zu überwinden.
Die Abholung am Morgen klappt mit etwas Verspätung. Ein Doppelstockbus sammelt doch etliche Leute ein. Überwiegend Engländer, aber auch etliche Deutsche. So gibt's die Erläuterungen vom sympathischen Reiseführer, der in seinem Redeschwall kaum zu bremsen ist, jeweils in englisch und deutsch. Seine Versuche, uns nebenbei etwas griechisch beizubringen, kommen über Kalimera jedoch kaum hinaus, was aber bestimmt nicht an ihm liegt.
Über eine kurvige Bergstrasse geht's gut hinauf zum Ausgangspunkt unserer Tour. Üppig mit Infos über die Schlucht ausgestattet starten wir den Abstieg. Erst dachte ich, sind das viele Leute, dann hat es sich schnell auf dem Weg verstreut. Vor mir lärmt eine Kindergruppe - zu sehen sind sie auf dem Schlägelweg hinab in die sich immer tiefer einschneidende Schlucht nicht.
Der Weg ist steinig, aber Verlaufen kann ich mich nicht. Was für eine fantastische Landschaft. Viel Vegetation, die nach dem Sommer nicht mehr so grün ist. Kein Wasserlauf, denn diese Schlucht ist nicht durch Erosion, sondern durch ein Erdbeben entstanden. Es heißt, gut aufpassen, wohin man die Füße setzt. Immer wieder geht der Blick auch nach oben zu den gewaltigen Felswänden. Und der Fotoapparat hat gut zu tun, alles festzuhalten.
Die engste Stelle erreiche ich nach fast der Hälfte des Weges. Zuvor schlängelt sich der Weg schon mal zwischen steilen Wänden hindurch. Hier hat Regenwasser Spuren in den Felsboden geschliffen. Eng ist es auch hier, aber die engste Stelle ist mit einem Holzschild markiert. Hier überholt mich der Mann mit dem Esel, die beide im Notfall Verletzte aus der Schlucht raus bringen können. Aber mir geht's prima.
Ich stehe an der engsten Stelle, strecke beide Arme aus und kann mit den Fingerspitzen mühsam die Wände erreichen. 1,60 m wollen eben auch erst mal geschafft werden.
Kurz darauf ist an einer kleinen Hütte Halbzeit. Mein Tempo stimmt: geplant waren ca. 1,5 Stunden; ich bin nach einer Stunde und 15 Minuten dort. Zeit, eine gute Pause einzulegen.
Dann nehme ich mit den anderen Wanderern die zweite Hälfte in Angriff. Nun spüre ich schon, dass diese Schlucht nicht ohne ist. Während es oben überwiegend schattig war, kommt nun doch die Sonne bis auf den Grund. Die Mitwanderer zeigen hinauf, wo im Felsen die angekündigten Höhlen zu sehen sind. Viel interessanter finde ich das riesige Felsentor, das später passiert wird. Klar muss ich für ein paar Fotos da einige Klettereinlagen wagen.
Zum Ende hin weitet sich die Schlucht, aber der Weg bleibt steinig. Nach fast 3 Stunden sehen wir das Meer an der Südküste, kommen aber ein ganzes Stück oberhalb an. Hier kann man also am Ende der Tour nicht gleich ins Wasser hüpfen.
Dort bringt uns aber unser Bus nach einer kleinen Rast in einem Mini-Lokal hin.
Laut Flyer war nach der Tour ein wunderschöner Strand am Libyschen Meer angekündigt. Klar habe ich die Badesachen dabei. Und der Strand unterhalb von der kleinen Festung von Fangokastello ist wirklich traumhaft. Die 2 Stunden baden im herrlich türkisblauen Meer koste ich bis zur letzten Minute aus.
Danach bringt uns der Bus über eine kurvenreiche Bergstrasse mit Tiefblicken auf die Küstenlinie langsam zurück auf den Heimweg. Aber nicht ohne einen Zwischenstopp oberhalb der Imbros-Schlucht, wo wir nochmal einen Ausblick über die ganze Schlucht genießen können. Nun ist auch der letzte Zweifler von der angekündigten Gesamtlänge der Schlucht überzeugt.
Der Rückweg ist nun der gleiche, wie der Hinweg. Wir passieren wieder die ausgeprägte Hochebene, bevor es kurvig bergab Richtung Rethymnon geht.
Gegen 18 Uhr bin ich nach diesem erlebnisreichen Tag zurück im Hotel.