In die Hölle

Als ich am Morgen aufwache, höre ich keine Regentropfen trommeln. Aber da habe ich mich zu früh gefreut: es fällt wie ein dichter Schleier ein üppiger Nieselregen.  Im Laufe des Tages soll es besser werden.

Ich habe mich ja gut mit Wandervorschlaegen eingedeckt; die Berge werden es heute nicht, denn ich fahre erst mal runter ins Tal. Und meine Rechnung geht auf - als ich mein Lieblingsstaedtchen Nove Mesto erreiche, hat der Regen fast aufgehört.

Ich wusste,  das ich mich in Tschechien auf eine perfekte Wegmarkierung verlassen kann. In Nullkommanix habe ich den Einstieg mit der roten Markierung gefunden. Sie wird mich entlang des Flüsschens Metuje (kenn ich doch schon aus meinem Urlaub in Teplice nad Metuje) nach Peklo (in die Hölle) führen.

Kaum habe ich die Straße verlassen und nähere mich dem ruhig dahin fließenden Fluss, umfängt mich eine himmliche Stille,  die nur vom Gezwitscher der Vögel unterbrochen wird. Ich folge dem Flusslauf, muss aber aufpassen, denn der Weg ist durch den Regen teilweise ganz schön rutschig. Mich stört der leichte Niesel nicht, denn ich laufe unter einem prima Blätterdach der Bäume.

Der Fluss fließt gemächlich dahin, der Weg geht immer an seiner Seite entlang durch das tief eingeschnittene Tal. Teilweise geht es an Felswänden vorbei, selten wechsele ich über Brücken die Uferseite. Von einer Brücke aus sehe ich einen blau schillernden Eisvogel weghuschen und in der bewachsenen Uferzone verschwinden. Später beobachte ich einen Graureiher: als ich mich nähere fliegt er ein kurzes Stück weiter, bis ich ihn wieder eingeholt habe, dann geht das Spiel von vorne los, bis er wohl keine Lust mehr hat und endgültig davon fliegt.

Die Wanderprospekte sind sich nicht ganz einig: 5 oder 7 km bis zur ehemaligen Mühle Pekelec. Ich bin fast 2 Stunden unterwegs, bevor ich die urige Blockhausbaude erreiche.

Zuerst statte ich dem kleinen, lustigen Stein-Wassermann hinterm Haus einen kurzen Besuch ab. Dann wage ich mich in das Lokal voller Teufel hinein. Hey, sieht das toll aus! Im Kamin und auf ihm sitzen große Teufel, der große, hölzerne Kronleuchter ist mit Teufeln bestückt, von der Decke baumeln Teufel herab und rund um den Gastraum zieht sich ein Sims, auf dem auch noch ganz viele verschiedene kleine Teufel sitzen. Selbst an den Fenstern hängen Teufelsmasken. Da bin ich nicht die Einzige, die den Fotoapparat zückt. Unter teuflischer Beobachtung lasse ich mir mein Mittagessen schmecken.

Dann bin ich am Grübeln, ob es Sinn macht, einen anderen Rückweg zu nutzen. Ich habe eine tschechische Wegbeschreibung - da wäre es gut, wenn ich tschechisch könnte :-) Neben dieser Beschreibung gibt es aber einen Kartenausschnitt: ich könnte mit grüner Markierung hinauf nach Pribyslav und von dort mit gelber Markierung auf der Höhe entlang zurück nach Nove Mesto. Was mich noch zögern lässt, ist der immer wieder einsetzende Nieselregen und die Aussicht, auf der Straße entlang zu müssen. Ich mag aber nicht durch's Tal den gleichen Weg nehmen. Also geht's hinauf.

Jetzt merke ich, wie tief das Tal eingeschnitten ist, denn es geht auf einem gut ausgebauten Radweg steil bergauf. Hier möchte ich aber nicht mit dem Fahrrad unterwegs sein: nach oben wäre das eine elende Strampelei, nach unten könnte es bei der Nässe eine Rutschpartie werden.

Bald habe ich Pribyslav erreicht, wobei ich wie befürchtet den Schirm aufklappen muss. Dafür kann ich jetzt die Fernsicht, wenn auch wolkenverhangen, genießen. Nach rechts geht der Blick weit ins Gebirgsvorland: ich sehe hinter Nachod einen riesigen See. Nach links ist der tiefe Taleinschnitt der Metuje zu sehen, dahinter die Hügel und der Bergkamm des Adlergebirges. Na, da hat sich die Alternativroute ja echt bewährt!

Mit gelber Wegmarkierung geht es jetzt auf der Höhe entlang weiter und dann ganz allmählich bergab Richtung Nove Mesto. Die Straße ist zum Glück kaum befahren, später kann ich auf einen Waldweg wechseln. Den Schirm kann ich auch bald zusammen klappen. Die Kirschen locken, sind aber krachsauer.

Dieser Rückweg fällt kürzer aus, denn nach gut einer Stunde bin ich wieder in Nove Mesto. In einem kleinen Stadtpark entdecke ich eine felsige Aussichtskanzel, von der ich zum Schluß noch einen fantastischen Blick auf das auf einem Felsplateau liegende Städtchen habe. Dann bringt mich mein Auto zurück nach Destne. Na, das war doch eine prima Runde!

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Diese Seite enthält einen einen einzelnen Eintrag von Hanne vom 14.07.15 19:04.

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