Manchmal hat es auch was Gutes, wenn ein Flug zeitmäßig nach hinten verlegt wird. Vor allem, wenn man das rechtzeitig erfährt. Ich gewinne damit einen halben Tag für eine zusätzliche Wanderung.
In meinem Madeira-Buch steht, dass es von Canico de Baixo bis zur Christus-Statue in Garajau ca. 1 Stunde Wegstrecke sind. Ich lasse mir das am Hotel vorsorglich nochmal bestätigen, als ich mir dort die Wegbeschreibung hole.
Na, das passt doch. Bei herrlichstem Sonnenschein, aber mit viel Wind geht es an der Küstenstraße entlang. Die Brücke auf dem alten Fußweg soll wohl nicht mehr in nutzbarem Zustand sein. Der Blick geht heute über viele Zwiebelfelder, die typisch für diese Region sind. Die Straße macht einen üppigen Bogen hinauf, so dass ich immer auch das tiefer gelegene Meer sehen kann. Dann geht es mit kleinem Bogen wieder hinab, jetzt schon mit Sicht auf die hohe Christus-Statue, die aber nicht so groß sein soll, wie die in Rio de Janeiro. Als ich dort ankomme, sehe ich, dass es eine kleine Kabinenbahn hinunter zum kleinen Strand gibt - das lockt mich doch schon wieder. Vorher genieße ich aber erst mal den Ausblick: nach der einen Seite bis nach Funchal, auf der anderen Seite nach Canico de Baixo (gut zu sehen der Fahrstuhl zur Atlantis-Terrasse) und vor mir ein kleiner Abstieg auf ein Kap. Na, das ist doch eine Klasse Morgenwanderung!
Nachdem ich die Aussicht genossen habe, dümpel ich zur Kabinenbahn und gleite hinab an den Ministrand, an dem durch den Wind schön die Wellen heran rauschen. Das Laufen auf den groben Steinen macht aber nicht unbedingt Spaß. Auch das kleine Cafe am Strand ist leider zu. Also geht es mit der Kabinenbahn, die nur zwei Gondeln hat, wieder hinauf. Oben ist ein kleines Cafe, wo ich mich jetzt niederlasse, gemütlich einen Milchkaffee trinke und dabei nochmal den Blick nach Funchal genieße. Dann ist es leider schon an der Zeit, mich auf den Rückweg zu machen.
Dabei entdecke ich, dass die Brücke, die nicht mehr nutzbar sein soll, durch eine Levada-artige Betonbrücke ersetzt wurde. Da kann ich ein ganzes Stück in Richtung Canico de Baixo abkürzen und muss nicht an der Straße entlang. Der Weg führt mich direkt nochmal an Zwiebelfeldern vorbei in den Ort. Unterwegs treffe ich Barbaras Großeltern, mit denen ich noch einen kleinen Schwatz mache, bevor ich Mittag wieder im Hotel ankomme. Jetzt muss ich das Zimmer räumen - was aber kein Problem ist, weil ich ja schon alles fertig gepackt hatte.
Bis zur Abholung ist noch genug Zeit. Da habe ich doch glatt die Chance auf ein Abschiedsessen im Atlantis. Während ich auf der Sonnenterrasse auf meine Espada warte, rauscht es plötzlich gewaltig hinter mir. Auch die anderen Besucher der Terrasse sind erschrocken. Wir schauen also mal gemeinsam nach, was das war: hinter der Terrasse haben die Wellen einen Hohlraum in die Klippen gespült und wenn dann mal eine große Welle kommt, rauscht das Wasser in den Hohlraum hinein und wird durch die Steine, die dort aussehen wie ein schweizer Käse, mit Druck wieder heraus gespuckt. Das sieht toll aus, aber es will mir nicht gelingen, dieses Schauspiel auf ein Foto zu bannen. Schade!
Nach dem Mittagessen geht es zurück ins Hotel und es dauert auch nicht mehr lange, dann werde ich abgeholt zum Flughafen. Am Flughafen in Madeira wird die Wartezeit nicht lang, denn es gibt nach dem Check-in eine wunderschöne Besucherterrasse. Und heute ist einiges zu sehen. Ganz schön viel Flugverkehr mit startenden und landenden Flugzeugen. Nur der Wind bläst immer noch ziemlich kühl, so dass ich schnell die Jacke anziehe.
Die Ankunftszeit unseres Fliegers ist längst überschritten und er ist immer noch nicht zu sehen. Also wächst unsere Verspätung weiter an. Dann endlich sehen wir ihn landen. Während sich unten in der Abflughalle am Gate nach Erfurt schon die Leute ungeduldig die Beine in den Bauch stehen, komme ich gemütlich von der Terrasse herab. Da brauch ich gar nicht lange Geduld aufbringen, bis es los geht. Und diesmal habe ich einen Fensterplatz. Allerdings starten wir gleich über die Ponta de Sao Lourenco, die ich ja von meiner Wanderung her kenne, so dass wir von Madeira nicht mehr viel zu sehen bekommen.
Rückflug dann vollkommen unspäktakulär: viele Wolken über dem Meer, Spanien und Frankreich; dazu untergehende Sonne. Also klappe ich die Augen zu. Kurzer Zwischenstopp in Karlsruhe und dann sind wir ganz schnell in Erfurt.