Einsame Bergwelt des Anaga-Gebirges

Heute lerne ich eine neue Region von Teneriffa kennen, die ihre speziellen Reize hat.

Mit Wanderführerin starte ich am morgen zunächst mit großem Bus nach La Laguna. In der Universitätsstadt steigt unsere kleine Truppe in einen Minibus um. Den haben wir fast für uns alleine, denn die großen Wanderströme ziehen in andere Richtungen - sonst wäre es eng geworden.

Mit dem kleinen Bus geht es hinauf in eine andere Welt: der Nebel verwandelt den Wald in einen Zauberwald; teilweise wird es gespenstig dunkel, es ist beeindruckend!  Wir folgen einer Straße, die immer schmaler wird und anscheinend im Nirgendwo endet. Leider ist der Nebel aber auch so dicht, dass wir von eventuell möglichen Tiefblicken ins Tal vorerst nichts sehen können.

Mitten in diesem Zauberwald hält der Bus und wir steigen aus. Ein schmaler Pfad führt uns hinein in den Wald, in dem uns eine Stille umfängt. Geniessen mit allen Sinnen!

Der Pfad führt zunächst allmählich, dann steiler hinab ins Tal. Wir sehen erste Sonnenflecken auf dem Boden tanzen, dann lichtet sich der Nebel langsam und wir können einen ersten Blick ins Tal hinab werfen. Das ist ein faszinierendes Schauspiel der Natur. Erst sehen wir nur Teile unserer Abstiegsroute, dann geht der Blick weiter bis zum Meer und dann ist im Hintergrund das moderne Theater von Santa Cruz zwischen zwei Berggipfeln auszumachen. Jetzt setzt sich die Sonne immer intensiver gegen die noch von oben herüberschwappenden Nebelwolken durch. Und dann sehe ich doch (juhu, als Erste!) den Teide über der Bergkette durchlunzen.

Der Blick kann jetzt auch das eingeschnittene Tal umfassen. Tief unter uns sehen wir vereinzelte Bauernhäus' chen und kleine bewirschaftete Felder. Der weitere Abstieg führt uns durch verschiedene Vegetationszonen, so dass auch unterschiedlichste Pflanzen zu entdecken sind. Und mit unserer sachkundigen Wanderführerin gibt es vielfältige Erläuterungen gleich dazu.

An einem verfallenen Haus erreichen wir unsere Mittagsrast. Da schmeckt doch das Essen gleich nochmal so gut, wenn die Augen weit herum wandern können. Da vermeldet uns Christiane, das wir Besuch bekommen haben: von oben schaut zunächst sehr vorsichtig eine Bergziege auf uns herab. Sie gehört einem Bauer aus dem Tal, der sie hier grasen lässt und täglich zum Melken herauf kommt. Und nachdem die Ziege merkt, dass wir nur ein paar ebenso neugierige Wanderer sind, schauen zwei weitere Ziegenköpfe hinter dem Berg hervor. Da hat sie also ihre beiden Kinder mitgebracht.

Wir setzen unseren serpentinenreichen Abstieg fort und genießen diese fantastische, einsame Bergwelt fernab jeglicher Zivilisation. Es ist schon eine abgeschiedene Region.

Später kommt uns dann der Ziegen-Bauer entgegen; ein alter, äußerst sympatischer Mann. Er ist mit diesen Bergen und dieser ihn umgebenden Natur wahrhaftig tief verwurzelt - das sieht man ihm an.

Weiter geht es hinab, da tauchen erste kleine Häus' chen, Berghöhlen und Felder auf - wir nähern uns also wieder der Zivilisation, auch wenn es zunächst eine zaghafte ist. Aber es gibt bereits Elektrizität, denn die "Strassen" zu den Häusern sind bereits mit Laternen bestückt (aha, jetzt kann ich auch die Pfade entdecken) 

Nach dieser wundervollen Tour freuen wir uns auf die angekündigte Einkehr mit leckerem gebackenen Ziegenkäse (von unseren Bergziegen?) mit einer Öl-Knoblauch-Kräuter-Marinade. Und das schmeckt wirklich lecker, sag ich euch!

Nun bringt uns ein kleiner Bus nach Santa Cruz. Begleitet werden wir von einer älteren Frau aus dem Bergdorf, die sich für ihren "Ausflug in die Hauptstadt" richtig schick gemacht hat. Es ist schon erstaunlich, wie nah diese so zwei verschiedenen Welten nebeneinander existieren können.

In Santa Cruz können wir uns das Theater, das wir hoch vom Berg aus gesehen haben, nochmal aus der Nähe anschauen. Ein kleiner Sprint am Busbahnhof vom Minibus zum großen Bus ist schnell geschafft und die Fahrt geht zurück ins quirlige Puerto de la Cruz.

Das war doch heute wieder ein erlebnisreicher Tag. Schade, dass morgen schon mein letzter Wandertag ist.

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Diese Seite enthält einen einen einzelnen Eintrag von Hanne vom 23.05.11 19:19.

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